Mittwoch, 28. November 2007

4 Hauptstädte in 4 Wochen

Dank der eingesparten Reise sind es doch nur 4 Hauptstädte (und eine ehemalige) geworden statt - wie angekündigt - acht. Es war auch so mehr als genug! Im Dezember geht's nur 2x nach Oberösterreich und im Jänner einmal nach Amsterdam zu einem OECD-Workshop (zu dem man eingeladen wird, ohne dass sie die Kosten übernehmen, aber es ist so wichtig, dass man's trotzdem macht). Die nächste intensive Reisezeit beginnt erst Ende April (soweit ich das heute beurteilen kann): Paris, Brüssel, 2x Rumänien, Slowenien und wieder Bonn und wieder Rom (zur 40-Jahr-Feier des Club of Rome) - alles innerhalb von 2 Monaten. Ich werde dennoch versuchen, das eine oder andere mit der Bahn zu erledigen. Und dann Zeit zu haben für einen tourdeeurope08-Blog.

Und im Juni kommt Europa ja zu uns - zur Euro 2008.

Hiermit beende ich diesen Blog. Im neuen Jahr gibts dann den SERI-Blog. Näheres demnächst unter www.seri.at Ich wünsche allen, die mich bis hierher begleitet haben, ein glückliches neues Jahr 2008!!!!

Dienstag, 27. November 2007

Wieder in Wien und dann: Finnland, virtuell

Sonntag also zu Hause bei den Lieben. Unspektakulär - einfach mal ausruhen. Ursprünglich wollte ich ja von Bonn direkt nach Finnland weiter, wo ich zu einem Vortrag beim Lahti Science Day eingeladen war (übrigens: die rot unterlegten, fett gedruckten Worte lassen sich anklicken). Es war mir dann aber - für einen 20-minütigen Vortrag - doch zu viel (der Mühe und des Umweltverbrauchs; ursprüglich wollte ich ja mit Zug und Fähre, was aber wg. des Bahnstreiks in Deutschland etwas unsicher wurde). Anstatt zu Hause hätt ich dann den Sonntag im Zug von Kopenhagen nach Stockholm, den Nachmittag in Stockholm und die Nacht auf der Fähre nach Turku verbracht - allen die Buchung wäre eine Wissenschaft für sich geworden; vom Preis ganz zu schweigen...)

Gestern begann dann mit einer 1-tägigen Sitzung ein neues (Mini-)Projekt für SERI, in dem es um die Formulierung des Kapitels "Nachhaltigkeit" fürs Leitbild der österr. Außenwirtschaft geht, das im April beim österr. Exporttag der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Am gestrigen Workshop im SIEMENS-Forum nahmen an die 200 Leute teil, davon ca. 15 am Tisch zum Thema „Nachhaltigkeit“.

Inhaltlich geht es in der AG um Themen wie "Österr. Umwelttechnik als Exportschlager", aber auch darum, wie Österreich mit Ressourcenproduktivität/Öko-Innovation punkten kann sowie um den Link zur Entwicklungszusammenarbeit.

Heute früh dann mein Vortrag in Lahti. Lahti, wie geht denn das? Ganz einfach: gestern habe ich meine Powerpoint-Präsentation mit Text besprochen und die 32 MB zum Download ins Internet gestellt. Ausserdem hat ihnen unser Sekretariat ein Foto geschickt. Heute morgen um 7 (Finnland ist 1 Stunde vor unserer Zeit) dann der Test: abspielen der Präsentation und Echtzeit-Kommunikation via Skype. Es funktioniert! Und so kann ich von 9.15 bis 9.22 unserer Zeit genau 3 Fragen aus dem Publikum beantworten, eine davon von Jukka Hoffren, den ich gut kenne und schon oft getroffen habe (in Helsinki, Wien, Brüssel, Lissabon ...). Bequem von zu Hause aus.

Die Reaktion ist sehr positiv. Email von meiner dortigen Ansprechpartnerin:

Dear Fritz,
thank you so much for your presentation, which worked very well, it was nice to hear your voice. Skype worked also well and I think the arrangements gave an excellent example of how an eco-efficient lecture can be arranged.
You gave us a lot to think - I am sure most of the audience agreed with your message and some of them really think of ways of reducing ecological footprints etc, as well individually as from the organisational point of view.

So, thank you again,
warm regards,
Marja

Resumé: 3 Tage Reise gespart und soviel Ressourcen/CO2, wie ein Afrikaner, der auf dem Land lebt, in einem ganzen Jahr zum Leben verbraucht. Die Kosten hätt nicht ich getragen, wurden aber auch gespart. Eine tolle Erfahrung. Den Vortrag gibt es demnächst auch zum Download - unter www.seri.at/measuringprogress Trotzdem: irgendwann würd ich gern auch selber mal nach Lahti.

Um 1/2 10 bin ich fertig und kann mit Bärbel und Lisa zu Lisas Schuleinschreibung, was sich sonst nicht ausgegangen wär. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt!!!

Samstag, 24. November 2007

2 Tage Wien, dann Bonn

2 Tage und 2 Nächte zu Hause. Da passiert es schon mal, dass ich aufwache und mich frage: wo bin ich eigentlich. Und wo ist meine Seele? in Brüssel, Rom, Athen...? Hubert von Goisern's "Trad I" im mp3-Player hat da eine echt therapeutische Wirkung auf mich.

Es beginnt mit unserem ExpertInnen-Workshop zum Thema "Produktdienstleistungssysteme" - ein sperriges Wort für eine gute Sache: Nutzen (ver)kaufen statt Produkte (siehe www.serviceinnovation.at). Fast die gesamte "Szene", die sich in Österreich mit dem Thema beschäftigt, diskutiert, was wir demnächst als unser Fazit aus insgesamt 4 Jahren Arbeit präsentieren wollen. Daraus ergibt sich unter Umständen, was das dafür zuständige Infrastrukturministerium in der Nächsten Runde ihes "Fabrik der Zukunft"-Programms fördern möchte. Nachmittag und Abend gehören endlich einmal der Familie.

Am Donnerstag dann endlich wieder einmal im Büro. Das geht dann nach dem Motto "Hast Du 5, 10, 20 Minuten für mich Zeit?" So geht der Tag schnell rum und am Abend geht es mit dem Schlafwagen (City Night Line) nach Bonn. Dort schlage ich mich am Vormittag von Cafe zu Cafe durch (gut, dass ich von letztem Mal noch weiss, wo es zum Segafredo Caffelatte das WLAN gratis gibt).

Ziel der Reise ist das halbjähliche Treffen des Faktor-X-Netzwerks auf Einladung der Achener Stiftung im schönen 60-erJahre Ambiente des Hotel Königshof in Bonn statt.

Die "Szene", die vor 15 Jahren in Wupperal ihren Ausgang genommen hat und jetzt in alle Winde zerstreut arbeitet (Berlin, Zürich, Wien, Brügge ... und natürlich immer noch: Wuppertal) tauscht sich aus. Was haben wir erlebt/erreicht, was haben wir vor, was können wir gemeinsam anleiern... Spanende Sachen, gutes Essen, und auch ein wenig privates zu erzählen... Trotz aller moderner Kommunikationsmittel ist es zwischendurch auch wichtig, sich beim Pläne schmieden mal wieder in die Augen schauen zu können. Und so ergeben sich auch wieder ein paar interessante und wichtige Ideen, die es gemeinsam zu verfolgen gilt. Danke an die Stiftung, die nicht nur den Rahmen dafür schafft, sondern auch selbst kräftig wirbelt - z.B. mit dem Prototyp einer CO2-Karte, mit der jede/jeder in Zukunft seinen persönlichen CO2-Verbrauch bezahlen können sollte.
CO2-Karte

Zwischendurch kann ich's nicht lassen, immer wieder mal per mail im Büro vor bei zu schauen. Yu Tzu aus Taipeh (siehe meinen bericht aus Rom) schickt mir einen Link von ihrem Blog, in dem sie die Italienreise aus ihrer Sicht beschreibt - auf chinesisch. In einigen deutschen Einsprengseln sieht man, dass sie sich auch dem Thema "Wien" und meinem Vortrag widmet: F 來自維也納,演講以英文進行,題目是「為何成長的極限無傷 (Why "limits to growth" won't hurt)」,主要以歐洲的永續發展與經濟成長為例進行說明。投影片中有德國週報 Der Spiegel 的新冷戰(Der neue Kalte Krieg)專題封面以及畫報 Bild 的新環境震撼(Neuer Umwelt-Schock!)封面等等。然後有些引人深思的問題也以德文簡潔提出:Was verträgt unsere Erde noch?

Zurück im Flieger, was mir einen Abend, eine Nacht und ein Frühstück mit der Familie erlaubt und gegenüber dem Schlafwagen 60 Euro kostet statt 200.

Dienstag, 20. November 2007

2 Tage Brüssel: Jenseits des BIP (Teil: 2)

Am Abend gibt es das obligatorische Buffet. Treffen sich 2 Delegierte. Fragt der eine: „wielange bist Du schon in Brüssel?“ Der andere tastet seinen Bauch uns antwortet „naja, so um die 7 Kilo“. Trotzdem ist das Buffet natürlich ein wesentlicher Aspekt des ganzen Unternehmens. Nicht nur, um über die Themen des Tages weiter zu diskutieren (wo man vorher eh keine Chance hatte, „dran“ zu kommen). Nachdem wirklich SEHR viele Bekannte da sind, ergibt sich auch Gelegenheit den Stand im einen oder anderen geplanten Projekt zu besprechen und neue Pläne zu schmieden. Je später der Abend, desto mehr bilden sich dann auch nationale bzw. sprachliche Gruppen heraus…
Zum Abschluss des ersten Tages habe ich (touristisches Highlight: auf dem Grand Place) noch ein Bier mit Mathis Wackernagel, dem „Erfinder“ des ökologischen Fußabdrucks getrunken und Pläne geschmiedet, wie wir das Konzept auch in Österreich noch besser verankern können (vor allem auch in Unternehmen und auf regionaler Ebene). Siehe übrigens: www.mein-fussabdruck.at.

Der 2. Tag ist weniger interessant als der erste. Vielleicht auch, weil sich vieles wiederholt. Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Ein britischer Kollege sagte gestern beim Glas Wein: Diese Konferenz ist ein „notwendiges Übel” (a “necessary evel”). Es sei wichtig, dass Dinge, die wir vor 15 Jahren geschrieben haben, jetzt von hochrangigen Entscheidungsträgern gesagt werden. Daraus ergibt sich für mich die Frage: was müssen wir jetzt schreiben, damit es in 15 Jahren die politische Arena erreicht?

Ein Gefühl, das mich beschleicht ist, dass alternative Masse deswegen an Akzeptanz gewinnen, weil klar wird, dass wir (Europa) „unsere“ Wettbewerbsfähigkeit – gemessen in Wachstumsraten – ohnehin nicht mehr darstellen können. Einige scheinen die Hoffnung zu haben, dass aus einer Vielzahl neuer Indikatoren schon der richtige dabei sein wird, in denen das Ergebnis ihrer Politik sich in einem positiven Licht darstellen läßt. Ob das dem Ziel dient, das Wohlergehen zu erhöhen und die Umweltbelastung zu reduzieren.
Insgesamt ist interessant, wie viel über das Bruttoinlandsprodukt geredet werden kann, ohne das Wachstum desselben zu thematisieren. Und auch, fast ohne über die Verteilung des Einkommen, des Reichtums, des Wohlbefindens und des Glücks zu reden. Diese Fragen blitzten nur kurz auf. Antworten darauf habe ich überhaupt nicht gehört. Leider ist es mir selber auch nicht gelungen, selber einen nennenswerten mündlichen Beitrag zu leisten.

Exhibition

Im Pausenraum der Konferenz gibt es eine Ausstellung von ca. 15 Institutionen, die sich mit dem Thema der Konferenz beschäftigen: von der OECD über den Club of Rome bis zu Ruud Veenhovens „World Database on Happiness“. Zwischendurch helfe ich am Club-of-Rome Stand auch ein wenig aus. Schön zu hören, dass vielen Besuchern das SERI ein Begriff ist.

Zum Ende der Konferenz poste ich hier eine Sammlung von Zitaten verschiedener Sprecher, die einen subjektiven Überblick über das gesagte geben sollten. Die gesamte Konferenz ist via Webstreaming im Internet nachzuschauen unter www.beyond-gdp.eu. Umweltkommissar Dimas kündigt an, dass es 2008 eine „Roadmap for action“ geben wird, eine Aktionsplan, der sich aus dieser Konferenz ergibt. „To change the world, we need to change the way we see the world, and to do this, we need to go beyond GDP“ (Um die Welt zu verändern müssen wir verändern, wie wir die Welt sehen und dazu müssen wir uns jenseits des Bruttoinlandsprodukts begeben).

Dem ist nichts hinzu zu fügen.

Montag, 19. November 2007

2 Tage Brüssel: Jenseits des BIP (Teil: 1)

Der Abendflug nach Brüssel ist voll besetzt (150 Leute). Es gibt praktisch keinen Zug, der so fährt, dass man rechtzeitig zu einer Vormittagssitzung nach Brüssel kommt und gleichzeitig den Sonntag noch mit seinen Lieben verbringen kann (in Zeiten der Bahnstreiks wär es noch schwiriger gewesen). Alles geht gut: 5 Stunden von Tür zu Tür. Da ich in meinem Leben schon um die 30 x in Brüssel war, finde ich mich gut zurecht. Im Flieger vor, neben und hinter mir vor allem Leute, die in Brüssel arbeiten oder zu mehr oder weniger wichtigen Terminen reisen. Die Dame neben mir liest Unterlagen zum Thema Kosovo. Hier findet die Back-office-Arbeit zu all dem statt, was man dann in den Medien findet, wenn sich Politiker treffen. (Hannibal überquerte die Alpen, hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei?)

Ich selber reise zur aus meiner Sicht wichtigsten Konferenz des Jahres: Beyond GDP: measuring progress, real wealth and the well-being of nations (Jenseits des Bruttoinlandsproduks – Messung des Fortschritts, wirklichen Wohlstands und des Wolbefindens der Nationen). Organisiert von EU-Kommission, Europaparlament, WWF und Club of Rome. GDP ist die engl. Abkürzung für das deutsche „Bruttoinlandsprodukt“ (also das, was man früher unter Bruttosozialprodukt verstanden hat: „jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…“ – die Summe aller Produkte und Dienstleistungen einer Gesellschaft - bewertet in Geld).

Das Thema beschäftigt mich seit ich vor über 30 Jahren die „Grenzen des Wachstums“ gelesen habe. In den 80ern haben wir unseren Professoren (keine Professorinnen damals) an der Uni Linz ein erstes „Interdisziplinäres Seminar“ zum Thema „Wachstum“ abgerungen, in dem nicht nur das Thema umfassend behandelt wurde sondern auch „echte“ Scheine und Noten zu erwerben waren. In den letzten Jahren ist das Thema weniger populär. Jetzt hat es plötzlich wieder Konjunktur. Umweltkommissar Dimas ist es zu verdanken, das Thema auf den europäischen Tisch gebracht zu haben: zu zeigen, dass sich das gute Leben in reichen Ländern längst vom Bruttoinlandsprodukt entkoppelt hat. Die Wirtschaft wächst, die Lebensqualität, das Wohlbefinden oder Glück der Menschen steigt aber längst nicht mehr im gleichen Ausmass – wenn überhaupt. Aus einer wichtigen Initiative ist in den letzten Monaten ein wirklich großer Event geworden: 750 TeilnehmerInnen aus 50 Ländern von allen Kontinenten. Die Konferenz wird von Jose Manuel Barroso eröffnet und mehrere Kommissare werden sprechen, ausserdem hochrangige Exponenten der wichtigsten NGOs, internationaler Organisationen, Regierungsvertreter etc. pp.

SERI hatte die Gelegenheit über einen Rahmenvertrag, den SERI mit der EU-Kommission hat, ein wenig bei der (inhaltlichen) Vorbereitung zu helfen. Siehe www.seri.at/measuringprogress. Stefan und Martin haben eine „virtuelle Ausstellung“ organisiert, die unterschiedliche BIP-Alternativen im Internet darstellt. Ich selber habe an einem Hintergrundpapier mit gearbeitet, das die wichtigsten Alternativen zusammen stellt. So kommen auch die für uns wichtigsten Indikatoren (Sozialkapital, direkte Messung von Lebensqualität, Wohlergehen und Glück) in dem Paper vor.

EU-Parl-Cafeterie

Die Veranstaltung findet im nigelnagelneuen (=immer noch in Bau befindlichen, obwohl schon seit ein paar Jahren genutzen) Gebäude des Europaparlaments statt. In einem von 3 Arbeitskreisen des Expertenworkshops VOR der Konferenz sitzen immer noch über 50 Leute. Daher komme ich mit meiner „Message“ nicht durch: die richtigen Indikatoren müssen von Zielen abgeleitet werden und das oberste Ziel sollte das Wohlbefinden der Menschen sein. So sagt es auch die europäische Nachhaltigkeitsstrategie von 2006. Dafür müssen dann die Statistiker dann Indikatoren nicht entwickeln und nicht umgekehrt, wie es meist diskutiert wird. Ich schreibe dazu gerade ein Paper mit Paul Weaver, einem langjährigen Kollegen, der jetzt in Paris lebt und von dort aus für die Universität in Durham (UK) arbeitet. Download: hier.
Unter den 750 TeilnehmerInnen sind sehr viele bekannte Gesichter. Sehen und gesehen werden ist also auch hier nicht unwichtig, zeigt aber vor allem das große Interesse, das das Thema heute hat und sich wesentlich von dem unterscheidet, wie solche Themen noch vor wenigen Jahren behandelt wurden. Es geht also immer auch darum, wie können wir (wer mit wem) mit diesem gesteigerten Interesse weiter arbeiten. Das österreichische Lebensministerium interessiert sich beispielsweise derzeit sehr dafür, hier aktiv zu werden (oder besser: zu bleiben, wo sie ja schon bei der Erarbeitung der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie ihre Handschrift im Sinne des oben gesagten hinterlassen haben: Wohlergehen (well-being) als umfassendes Ziel der Nachhaltigkeit.

Barroso

Der Hauptredner nach Barroso und andern Politikern ist Bruno S. Frey, Ökonomieprofessor aus Zürich - immer wieder auch als künftiger Nobelpreisträger apostrophiert. Ein glücklicher Mensch als Advokat der Glücksforschung und der Glücksmessung. „Happiness“ sollte nicht das Ziel der Politik sein, sondern die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Menschen Glücklich werden. Vorher haben Barroso und (vielleicht noch wichtiger) der Kommissar für Wirtschaft und Finanzen Almunia klar gesagt: Das BIP ist kein geeignetes Mass für das Wohlergehen der Menschen: wir brauchen eine Alternative. Dies ist – für mich – sicher ein Quentensprung. Gut wie immer: Hans Rosling mit seinen animierten Excel-Graphiken.

Sonntag, 18. November 2007

eine (intensive) Woche in Wien

Den Sonntag hatte ich endlich für die Familie. Besuch bei Freunden, Maroni essen, guten Wein trinken...
Die Woche begann dann zunächst mit "Versorgungsarbeit". Wir sind grade auf der Suche nach einer Schule für Lisa. Die Lernwerkstatt, die wir uns am Montag angeschaut haben, ist unser derzeitiger Favorit.
Dann aber gleich der Veranstaltungsreigen:
Es trifft sich die Initiative Lebensqualitätsforschung, die auf meine Intiative hin aus dem Konsortium hervor gegangen ist, das sich um die Gründung eines Ludwig-Boltzmann-Instituts beworben hat. Am Nachmittag/Abend dann die Vorstellung unseres (SERI)-Geschäfts- und Nachhaltigksitsberichtes. Und endlich: Präsentation unserer "Vision"! Alles in einer passenden Location: im "Wolkenkuckuksheim" der Villa Aurora. Mit anschliessendem Fest. Sehr schön. 70-80 Leute.
Der Bericht selbst ist auch sehr schön geworden und ist unter www.seri.at/geschaeftsbericht2006 abrufbar. SERI-Fest02SERI-Fest01
Mehr Bilder und Podcasts gibt's demnächst.

Am Dienstag hatte ich einen kurzen Vortrag bei der sehr schönen Veranstaltung "Zukunftsfähiger Konsum" des BAUM (Austrian Network for Sustainable Management) im Stadion-Center Einkaufzentrum. Gute Sponsoren, gutes Medienecho (Von Tag zu Tag, Help, ...) - eine schöne Veranstaltung (meine Präsentation gibts demnächst unter www.seri.at/measuringprogress).
BAUM1BAUM2BAUM3
Persönliches Highlight: nach meinem Vortrag hat mich die Tochter einer Jugendfreundin angesprochen, die ich kenne, seit sie ein paar Tage alt war. Seit Jahren hatte ich keinen Kontakt mehr zu der Famile. Sie interessiert sich sehr für Nachhaltigkeit.

Leider konnte ich am Nachmittag nicht dabei sein, weil wir für den WWF und das "Forum Rohstoffe" in der WKÖ (Wirtschaftskammer) einen Workshop organisiert hatten, in dem es darum geht, wie die Branche der Kieswerke, Steinbrüche etc. das Thema Nachhaltigkeit für sich umsetzen könnte.

Am Mittwoch dann schon wieder eine Veranstaltung. Diesmal bin ich einfacher Teilnehmer - aber es passt in den Bereich einger Projetke, die wir derzeit machen (siehe den Link von grade eben): Steuert die EU in Richtung Nachhaltigkeitsunion?.

Dazwischen etliche Termine/Telefonate, in denen es darum ging, welche der geplanten/avisierten Projekte in diesem Jahr noch beginnen können. Die eigentlich auch gerade stattfindende IIASA-Konferenz , zu der ich eigentlich angemeldet bin, muss ohne mich statt finden.

Am Freitag dann unser sog. "Quartalsmeeting" - zur Ein Plenum aller SERI-MitarbeiterInnen zur Feststellung dessen, wo wir in den verschiedenen Bereichen stehen: Projekte, Akquisitionen, PR, Finanzen, Überstunden. etc.etc. Vor allem letztere machen uns immer noch zu schaffen...

Die an diesem Wochenende statt findende Konferenz Zivilgesellschaft muss auch ohne mich statt finden. Das Frühstück mit der Familie und die "Sendung mit der Maus" mit meinen Kindern, vielleicht auch noch der Besuch de Buchwoche im Rathaus sind mir einfach wichtiger...

Heute Abend gehts nach Brüssel zur großen (und wichtigen) Konferenz "Beyond GDP". Die für nächste Woche geplante Finnland-Reise sage ich wohl ab. Die dt. Bahn streikt und für einen (wie sich jetzt heraus stellt) halbstündigen Vortrag so weit zu fliegen ist ein wenig viel. Also doch keine 8 Hauptstädte...

Sonntag, 11. November 2007

Nachtrag: Frascati ... und weiter

Am letzten Abend wurde dann doch noch gesungen. Ich habe mit Walden Bello zu Abend gegessen und mich mit andern gut unterhalten. Die Kollegin aus Taiwan ist wirklich amazing. Sie weiss Dinge aus Österreich, die ich manchmal nicht weiss (oder nur vom hörensagen). Dafür hat sie mir 2 Stefan-Zweig-Bücher aus dem Netz herunter geladen. Den muss ich jetzt wirklich mal lesen.

Zum Abschluss haben sie mich noch zum "Honorary Member" von Greenaccord ernannt und hoffen, dass ich 2008 wieder komme, wo sie das ganze noch größer aufziehen wollen. Bin mir aber nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Das besondere ist ja grade das Netzwerk!

Dann hab ich noch einiges über den Veranstaltungsort gelernt.
FrascatiVilla-Mondragone

Der gregorianische Kalender wurde dort beschlossen. Eine spannende Geschichte. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Gregorianischer_Kalender

Den Vortrag von Walden Bello hab ich dann nicht mehr gehört, sondern bin mit dem Zug nach Rom gefahren (tw. entlang der 2000 Jahre alten Wasserleitung) und wir haben sehr schön (und römisch!) bei ihm zu Hause mittag gegessen. Emanuele ist ein ziemlicher Rabauke.

Noch eine Erkenntnis: wir müssen mit den Kindern bald wieder einmal zu den alten, kulturträchtigen Orten reisen! Nachdem bei Christian ja in diesem Schuljahr die Griechen und Römer dran sind, bieten sich Rom und Athen ja geradezu an.

Wobei: um mit dem Zug zu fahren eher nur Rom. Ich hätte auch diesmal mit dem Zug fahren sollen - wär dann halt 4 statt 3 Nächte von zu Hause weg gewesen (mein wichtigster grund, es nicht zu tun). Andererseits wär der Nachmittag mit Aldo etwas entspannter gewesen. Und weniger CO2 hätt ich auch verbraucht. Der AirOne-Flieger war übrigens auf beiden Strecken zu max 25% besetzt (während die Athenreise fast oder völlig ausgebucht war).

PS: ganz so schlimm ist Athen auch nicht: 35 Std, umsteigen in Belgrad und Saloniki. Wenn man keine Familie hätte, eine schöne Sache. Wieviel man da lesen könnte, ganze Hörbücher im iPod und nicht ganz so ferne Länder kennen lernen, von denen ich so nur die Hauptstädte sehe...

Freitag, 9. November 2007

8.-10.11.2007 Frascati/Rom

Wg. starken Windes war in Wien nur EINE Start-/Landebahn offen. Mein Flug nach Rom war dann über 2 Stunden verspätet. Ankunft: 1 Uhr. Eine Gruppe Versprengter war dann allein am Flughafen und unser Gepäck wurde ein paar hundert Meter entfernt ausgespuckt, was eine weitere dreiviertel Stunde dauerte, bis wir unser Gepäck hatten. Die jungen Leute, die mich abholen sollten, bewiesen aber Geduld und waren auch um ¾ 2 noch da. Von Fiumicino ging es noch eine dreiviertel Stunde nach Frascati, wo diese Veranstaltung statt findet. Entsprechend übernächtigt war ich gestern. Und weil das Hotel ein paar km vom Konferenzort entfernt ist, konnte ich mich auch nicht zwischendurch hinlegen.

„Greenaccord” (www.greenaccord.org) ist eine NGO, die jährlich eine Gruppe von ca. 70 internationalen Umweltjournalisten (aus über 40 Ländern) zusammen holt, um sie an 4 Tagen mit Input zu versorgen. Diesmal bin ich einer der Hauptsprecher (nachdem die ursprünglich genannten Tony Blair, und N.Stern, aber auch Juan Martinez-Alier wohl agesagt haben). Die JournalistInnen kommen aus der ganzen Welt und zwar im Kern Jahr für Jahr (von BBC bis zu freien JournalistInnen aus Taiwan, einer Mitarbeiterin des öffentlichen Fernsehens in Brasilien, jemand aus Südafrika, BurkinaFaso etc.etc.). Insgesamt herrscht hier ein SEHR POSITIVER spirit. Vorgestern haben sie wohl bis spät in die Nacht gefeiert und gesungen (!) - leider nicht bis ½ 3 (oder gottseidank!)

Ich habe meinen Standardvortrag weiter optimiert, bin aber immer noch nicht zufrieden. Zu finden unter www.seri.at/measuringprogress. Titel: „Why ‘limits to growth’ won’t hurt”. (Warum uns die Grenzen des Wachstums nicht weh tun (müssen) ) - Bisher nur auf englisch - demnächst aber auch auf deutsch.In 3 Wochen in Finnland hab ich eine nächste Chance.

Das Tagungshaus gehört einer römischen Universität und liegt ungefähr 30 km ausserhalb von Rom in Frascati. Ein alter Palazzo, wie es sich für Italien gehört.
DSC05058

Ehrlich gesagt hatte ich ja, als die Einladung kam, wenig Ahnung, warum ich zugesagt habe. Endlich wieder einmal nach Italien, war sicher eine Hauptmotivation. Da war ich so begeistert, dass ich ganz vergessen habe, nach einem Honorar zu fragen. Die italienischen Kollegen, die ich treffen wollte, sind zu busy um hier heraus nach Frascati zu kommen und mir ist es auch zu viel, mit „mezzi publici“ in die Stadt zu fahren. Außerdem ist heute wieder einmal „sciopero“ (Streik). Aber die Tagung ist auch so interessant. Weniger wg. des Programms. Mehr wg. der TeilnehmerInnen, mit denen man beim Frühstück, Mittag-, Abendessen und in den Pausen immer wieder ins Gespräch kommt. Wie gesagt: Umwelt-JournalistInnen aus der ganzen Welt. Z.B. hab ich einen Briten kennen gelernt, der in dem Projekt dabei war, das den „World overshoot day“ erfunden hat (siehe www.seri.at/footprint). Ein Kolumnist aus China, der in einer Zeitschrift mit immerhin in 100.000 Lesern schreibt, das Wachstum müsse aufhören und nicht das letzte romantische chinesiche Dorf auch noch an Investoren verkauft werden. Eine Journalistin aus Taiwan, die Stefan Zweig gelesen hat und demnächst eine Habsburger-Austellung in Taipeh besuchen wird, und ausgesprochen austrophil ist, obwohl sie erst einen halben Tag in Wien war - aber viel aus dem Internet kennt. Beim nächsten Mal möchte sie gerne das Siegmund-Freud-Museum besuchen, ein Kaffeehaus und die Orte aus "Before Sunrise".

So lerne ich vieles über ferne Länder, ohne hin fahren zu müssen. Obwohl… jaja, so ist das mit den Rebound-Effects; wenn man erst auf den Geschmack gekommen ist. Aber nein: Asien ist mir zu weit weg - geographisch und mental; oder doch nicht? Ein anderer, der ein kroatisches Pendent zu ww.nachhaltigkeit.at betreibt und gerne mit uns kooperieren möchte. Je länger ich hier bin, desto mehr positive Kommentare zu meinem Vortrag bekomme ich, obwohl ich selber nicht so zufrieden bin. Das „fair share“-Argument ist offenbar nicht gut rüber gekommen und auch das Rucksack-Argument. Wahrscheinlich ist – wie so oft – weniger mehr. Der Punkt, wir müssen drüber nachdenken, was uns wirklich glücklich macht, und andere dazu anregen, darüber nachzudenken, findet schon Gehör. Keine Ahnung, ob der eine oder die andere das in seine/ihre journalistische Arbeit einfließen lässt.

Gestern nachmittag waren wir in Rom - auf Einladung des Provinzpräsidenten. Entsprechend des Publikums hat hier alles den Charakter einer Pressekonferenz. Zwischen den Sitzungen schreiben die Leute und schicken ihre Berichte nach Hause. Dabei gab es eine schöne Führung durch eine Ausstellung, in der jede der 121 Gemeinden der Provinz Rom je ein Kunstwer ausstellen: von alten Mosaiken über viele alte Gemälde und Skulpturen bis hin zu moderner Kunst.

Heute Nachmittag bin ich dann (mit Gianmaria Testa im Ohr) ins 2 km entfernte Städtchen (Frascati) spaziert, hab eine Pizza gegessen, einen Amaro und 2 Caffé getrunken und meinen Kopf ausgelüftet von den vielen Vorträgen. Ich denke, ich hab‘s mir einfach mal verdient, ein wenig Abstand vom Tagesgeschäft zu nehmen. Morgen vormittag hab ich die Qual der Wahl, Walden Bello anzuhören, den alternativen Nobelpreisträger zu Thema „paesi poveri“ (arme Länder), oder doch noch nach Rom zu fahren und meinen alten Freund Aldo zu besuchen, seine Frau, die ich noch nicht kenne und seinen kleinen Sohn Emanuele (1 Jahr). Am späten Nachmittag geht’s dann zurück nach Wien!

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