Freitag, 9. November 2007

8.-10.11.2007 Frascati/Rom

Wg. starken Windes war in Wien nur EINE Start-/Landebahn offen. Mein Flug nach Rom war dann über 2 Stunden verspätet. Ankunft: 1 Uhr. Eine Gruppe Versprengter war dann allein am Flughafen und unser Gepäck wurde ein paar hundert Meter entfernt ausgespuckt, was eine weitere dreiviertel Stunde dauerte, bis wir unser Gepäck hatten. Die jungen Leute, die mich abholen sollten, bewiesen aber Geduld und waren auch um ¾ 2 noch da. Von Fiumicino ging es noch eine dreiviertel Stunde nach Frascati, wo diese Veranstaltung statt findet. Entsprechend übernächtigt war ich gestern. Und weil das Hotel ein paar km vom Konferenzort entfernt ist, konnte ich mich auch nicht zwischendurch hinlegen.

„Greenaccord” (www.greenaccord.org) ist eine NGO, die jährlich eine Gruppe von ca. 70 internationalen Umweltjournalisten (aus über 40 Ländern) zusammen holt, um sie an 4 Tagen mit Input zu versorgen. Diesmal bin ich einer der Hauptsprecher (nachdem die ursprünglich genannten Tony Blair, und N.Stern, aber auch Juan Martinez-Alier wohl agesagt haben). Die JournalistInnen kommen aus der ganzen Welt und zwar im Kern Jahr für Jahr (von BBC bis zu freien JournalistInnen aus Taiwan, einer Mitarbeiterin des öffentlichen Fernsehens in Brasilien, jemand aus Südafrika, BurkinaFaso etc.etc.). Insgesamt herrscht hier ein SEHR POSITIVER spirit. Vorgestern haben sie wohl bis spät in die Nacht gefeiert und gesungen (!) - leider nicht bis ½ 3 (oder gottseidank!)

Ich habe meinen Standardvortrag weiter optimiert, bin aber immer noch nicht zufrieden. Zu finden unter www.seri.at/measuringprogress. Titel: „Why ‘limits to growth’ won’t hurt”. (Warum uns die Grenzen des Wachstums nicht weh tun (müssen) ) - Bisher nur auf englisch - demnächst aber auch auf deutsch.In 3 Wochen in Finnland hab ich eine nächste Chance.

Das Tagungshaus gehört einer römischen Universität und liegt ungefähr 30 km ausserhalb von Rom in Frascati. Ein alter Palazzo, wie es sich für Italien gehört.
DSC05058

Ehrlich gesagt hatte ich ja, als die Einladung kam, wenig Ahnung, warum ich zugesagt habe. Endlich wieder einmal nach Italien, war sicher eine Hauptmotivation. Da war ich so begeistert, dass ich ganz vergessen habe, nach einem Honorar zu fragen. Die italienischen Kollegen, die ich treffen wollte, sind zu busy um hier heraus nach Frascati zu kommen und mir ist es auch zu viel, mit „mezzi publici“ in die Stadt zu fahren. Außerdem ist heute wieder einmal „sciopero“ (Streik). Aber die Tagung ist auch so interessant. Weniger wg. des Programms. Mehr wg. der TeilnehmerInnen, mit denen man beim Frühstück, Mittag-, Abendessen und in den Pausen immer wieder ins Gespräch kommt. Wie gesagt: Umwelt-JournalistInnen aus der ganzen Welt. Z.B. hab ich einen Briten kennen gelernt, der in dem Projekt dabei war, das den „World overshoot day“ erfunden hat (siehe www.seri.at/footprint). Ein Kolumnist aus China, der in einer Zeitschrift mit immerhin in 100.000 Lesern schreibt, das Wachstum müsse aufhören und nicht das letzte romantische chinesiche Dorf auch noch an Investoren verkauft werden. Eine Journalistin aus Taiwan, die Stefan Zweig gelesen hat und demnächst eine Habsburger-Austellung in Taipeh besuchen wird, und ausgesprochen austrophil ist, obwohl sie erst einen halben Tag in Wien war - aber viel aus dem Internet kennt. Beim nächsten Mal möchte sie gerne das Siegmund-Freud-Museum besuchen, ein Kaffeehaus und die Orte aus "Before Sunrise".

So lerne ich vieles über ferne Länder, ohne hin fahren zu müssen. Obwohl… jaja, so ist das mit den Rebound-Effects; wenn man erst auf den Geschmack gekommen ist. Aber nein: Asien ist mir zu weit weg - geographisch und mental; oder doch nicht? Ein anderer, der ein kroatisches Pendent zu ww.nachhaltigkeit.at betreibt und gerne mit uns kooperieren möchte. Je länger ich hier bin, desto mehr positive Kommentare zu meinem Vortrag bekomme ich, obwohl ich selber nicht so zufrieden bin. Das „fair share“-Argument ist offenbar nicht gut rüber gekommen und auch das Rucksack-Argument. Wahrscheinlich ist – wie so oft – weniger mehr. Der Punkt, wir müssen drüber nachdenken, was uns wirklich glücklich macht, und andere dazu anregen, darüber nachzudenken, findet schon Gehör. Keine Ahnung, ob der eine oder die andere das in seine/ihre journalistische Arbeit einfließen lässt.

Gestern nachmittag waren wir in Rom - auf Einladung des Provinzpräsidenten. Entsprechend des Publikums hat hier alles den Charakter einer Pressekonferenz. Zwischen den Sitzungen schreiben die Leute und schicken ihre Berichte nach Hause. Dabei gab es eine schöne Führung durch eine Ausstellung, in der jede der 121 Gemeinden der Provinz Rom je ein Kunstwer ausstellen: von alten Mosaiken über viele alte Gemälde und Skulpturen bis hin zu moderner Kunst.

Heute Nachmittag bin ich dann (mit Gianmaria Testa im Ohr) ins 2 km entfernte Städtchen (Frascati) spaziert, hab eine Pizza gegessen, einen Amaro und 2 Caffé getrunken und meinen Kopf ausgelüftet von den vielen Vorträgen. Ich denke, ich hab‘s mir einfach mal verdient, ein wenig Abstand vom Tagesgeschäft zu nehmen. Morgen vormittag hab ich die Qual der Wahl, Walden Bello anzuhören, den alternativen Nobelpreisträger zu Thema „paesi poveri“ (arme Länder), oder doch noch nach Rom zu fahren und meinen alten Freund Aldo zu besuchen, seine Frau, die ich noch nicht kenne und seinen kleinen Sohn Emanuele (1 Jahr). Am späten Nachmittag geht’s dann zurück nach Wien!

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